FC Ramsen mit phänomenaler Aufholjagd im Derby

FC Ramsen mit phänomenaler Aufholjagd im Derby

So viel sei gesagt, für alle Amateurfussballfans, die sich an diesem fast schon apokalyptischen Sonntagmorgen an der Seitenlinie des Härdlis platziert haben: das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.

Wie am vergangenen Wochenende war die Ausgangslage klar: 6-Punkte-Spiel und obendrauf noch das Derby gegen den Erzrivalen aus dem oberen Kantonsteil. Mit dem FC Stein am Rhein 1 bekam es die Heimmannschaft mit einer Truppe zu tun, welche dank dem letzten Sieg, mit viel Rückenwind die Reise ins benachbarte Ramsen antrat. Windig aber vor allem nass und verschneit war es auch in der ersten Halbzeit. In zuletzt gewohnter Formation wollte man dem Wetter trotzen, was ziemlich nach hinten losging. Nach nur 7 Minuten nutzte Michel den Fehler der Ramser Defensivmannen aus und schob aus 5 Meter zum ersten Mal in die Maschen von Schneider ein. Beflügelt durch die frühe Führung und mit dem eisigen Schneewind im Rücken, versuchten die Steiner die Kugel laufen zu lassen und die Ramser stetig unter Druck zu setzen. Dies gelang den Steinern mit Sicherheit besser als den Hausherren, welche nach 40 Minuten zum zweiten Mal geschockt wurden. Nach einem langen Ball, welcher erneut von der Defensivreihe Ramsens falsch eingeschätzt wurde und zudem noch schwach abgestaffelt stand, verwertete Gütinger allein vor Schneider zum 0:2. Und als ob die Ramser Seele nicht schon zu viel erleiden musste, nutze Michel zum zweiten Mal die unkonzentrierte Defensivreihe aus und machte das aus Ramser Sicht ernüchternde 0 zu 3. Durch Unkonzentriertheit, nachlässiger Abwehrarbeit und zu wenig zwingenden Durchbrüchen nach vorne, lagen die Steiner verdient, auch wenn sicherlich etwas hoch, in Führung.

Der FC Ramsen lag nach der ersten Halbzeit eigentlich schon mit technischem K.O. am Boden und konnte nur noch von einem Wunder geheilt werden. Auch im aufgewärmten Clubhaus waren die Gesichter konsterniert. «Noch nie habe man so etwas auf dem Härdli erlebt». Vermutlich haben die erfahrenen und phransendräschenden Fans aber auch nicht das, was sich in den nächsten 45 Minuten auf dem Platz abspielte, jemals auf dem Härdli erlebt.

Das assistierende Trainerduo Reber-Gnädinger fanden die richtigen Worte in der Halbzeitansprache. Besonders Marcel Gnädinger, der dutzende Derbypartien gegen den FC Stein am Rhein in seiner Aktivkarriere bestritt, wusste, welche Knöpfe nun gedrückt werden müssen, um das fast unmögliche noch möglich machen zu können. Und so kamen die Ramser motiviert und mit viel Elan aus der Kabine hinaus. Man glaubte daran, dass man die Sache noch rumreissen konnte und dies wurde den vielen Zuschauern auch in den kommenden 45 Minuten dargeboten. Der eminent wichtige früher Anschlusstreffer, auf welchem man aufbauen konnte, erfolgte nach rund 54 Minuten, durch den ewigen Torschützenkönig Gnädinger, welcher vermutlich genau so viel Derbyerfahrung hat wie sein Bruder und Assistenztrainer. Nach einem Angriff über die rechte Aussenseite verwandelte Thums kaltschnäuzig zum so wichtigen und hoffnungsbringenden Anschlusstreffer. Doch jede Hoffnung wurde im Keim erstickt, als nur 5 Minuten später Maksimovic seinen Freistoss über die Mauer und rein ins Glück zirkelte. Der FC Ramsen lag nun völlig regungslos am Boden. Mit der Einwechslung Lettners zur Halbzeit wurde jedoch eine andere Körpersprache auf dem Härdli gesprochen. Lettner, der bullige Österreicher, der jedem Ball hinterhersprintete und jeden noch so aussichtslosen Zweikampf annahm, versprühte nochmals den Hauch einer Chance auf dem Härdli. Diese Energie euphorisierte alle Ramser auf und neben den Platz. Vor allem aber euphorisierte sie den Captain und Matchwinner, Christian Hug. Dieser wird wohl noch lange an diesen Sonntag zurückdenken. Zwischen der 65. und der 91. Spielminute kehrte Hug das Spiel fast schon im Alleingang. Gleich drei seiner vier Treffer waren Freistösse, welche er aus verschiedenen Positionen fast schon mühelos und völlig selbstverständlich im Tor unterbrach und so das Ramser-Märchen perfekt vollendete. Ramsen ging nach 91. Minuten mit 5:4 als Sieger vom Platz. Die Ramser haben in der zweiten Halbzeit gezeigt, weshalb Fussball zu den schönsten und beliebtesten Sportarten unserer Welt gezählt wird. Ramsen schaffte das unfassbare, mit welchem wohl niemand mehr gerechnet hätte. Diese Gewinnermentalität und der eiserne glauben an sich und seine Teamkollegen, sprechen für sich. Man hörte nie auf, daran zu glauben und konnte so das Glück auf seine Seite zwingen. Ramsen gewinnt somit das dritte Derby in der laufenden Saison 2023/24 und holt erneut wichtige drei Punkte im Kampf gegen den Abstieg.

Und weil Derbysiege eben zu jenen Siegen zählen, die besonders schön und wohltuend sind, wird gemunkelt, dass der Sprechchor «Derbysieger, Derbysieger, Hey, hey!» bis spät in die Ramnser Nacht hallte…

Fazit:

Der FC Ramsen zeigte in diesem Derby, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Die erfahrene und eingespielte Truppe um Trainertrio Reber-Gnädinger-Gnädinger, konnten den Bock in der zweiten Halbzeit gemeinsam aber vor allem durch individueller Klasse in personifizierter Form von Captain Christian Hug, umstossen. Der FC Ramsen bäumte sich gegen die schier unlösbare Aufgabe auf und machte so das Sonntagsmärchen möglich. Am kommenden Wochenende treffen die Hegauer-Kicker auswärts auf den FC Elgg und wird sich auf viele Auswärtsfans freuen.

Der Mythos lebt, das Härdli bebt!

 

FC RAMSEN 1 - FC STEIN AM RHEIN 1 5:4 (0:3)

07.min 0:1 David Michel
40.min 0:2 Julian Güttinger
45.min 0:3 David Michel
54.min 1:3 Thomas Gnädinger
60.min 1:4 Milos Maksimovic
65.min 2:4 Christian Hug
75.min 3:4 Christian Hug
78.min 4:4 Christian Hug
91.min 5:4 Christian Hug

-> Fotos: FCR 1 - FC Stein am Rhein 1

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